Die Egoismus- und Veto-Regel
Selbstverantwortung für deine Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen übernehmen
Die zwei folgenden Regeln helfen dir, in der Begegnung, in deinen Beziehungen und in der Sexualität Selbstverantwortung für deine Bedürfnisse und Wünsche, sowie für deine Grenzen zu übernehmen. Es ist gut, die Regeln mit deinem Gegenüber zu besprechen, bevor du sie anwendest.
Du wirst sehen, dass die Regeln nach einiger Zeit auch in anderen Bereichen deines Lebens anfangen zu wirken und dass dein Leben dadurch reicher und zugleich einfacher wird.
Egoismus: für das gehen, was sich gut anfühlt und dir Freude bereitet
Egoismus hat einen negativen Unterton in unserer Gesellschaft. Meiner Meinung nach ist gesunder Egoismus eine gute Sache, denn er kann nützen, bei dir selber zu bleiben, deine Masken abzulegen und dich nicht anzupassen, wenn es für dich nicht stimmt. In dem Sinne ist ein gesunder Egoismus eine gute Prävention für Ent-Täuschungen von dir und deinem Gegenüber.
Egoismus-Regel
Tue jederzeit nur das, was du gerne tun willst, was dir gefällt und sich gut anfühlt. Fokussiere dich auf deine eigene Wahrnehmung und dein Wohlbefinden. Nur dafür bist du verantwortlich und nicht für die Reaktionen und das Wohlbefinden der/des Anderen. Du darfst deinem Gegenüber zumuten, dass er oder sie selber auf sich acht gibt und sich meldet (ein "Veto" macht), wenn etwas nicht passt.
Veto: stoppen, wenn sich etwas nicht gut anfühlt
Mit dem Vetorecht kannst du dir Raum schaffen, um Unstimmiges zu kommunizieren. Auch das beugt Ent-Täuschungen vor sowie dem Gefühl einer inneren Unzufriedenheit und Entfremdung von anderen.
Veto-Regel
Sage "Veto" oder ein anderes vereinbartes Wort, wenn sich etwas nicht gut anfühlt für dich oder auch wenn du unsicher bist, ob sich etwas (noch) gut anfühlt. Damit übernimmst du die Verantwortung für die Wahrnehmung und Einhaltung deiner Grenzen. Ein Veto ist von Beteiligten unbedingt zu respektieren, auch wenn jemand nicht damit einverstanden ist.
Bemerkungen zu den zwei Regeln
- Egoismus- und Vetoregel gehören unbedingt zusammen. Nur so entsteht eine Ganzheit und eine Balance zwischen Wünschen, Bedürfnissen und Grenzen von Menschen.
- Für die Einhaltung der Vetoregel verpflichten sich beide/alle über die Egoismusregel hinaus.
- Es ist wichtig, dass die Vetoregel nicht benutzt wird, um das Gegenüber zu massregeln oder Macht auszuüben.
- Wenn Egoismus- und Vetoregel abgesprochen sind, kann ein verbales "Veto" oder "Stopp" (oder ein anderes vereinbartes Wort) genügen und es braucht keine weiteren Erklärungen. Vor allem beim körperlichen Verwöhnen oder im Liebesspiel ist das sehr hilfreich. Die Person, die das Veto erhält, macht dann einfach etwas anderes.
- Wenn Egoismus und Veto aufeinanderprallen, ist Verhandeln angesagt oder ein intimes Gespräch über deine/eure Bedürfnisse und Grenzen.
- Beide Regeln sind nicht nur hilfreich in einem sinnlichen oder sexuellen Zusammenhang, sonden auch in den meisten anderen Gebieten von Beziehungen.
Text LuciAnna Braendle - inspiriert vom Hamburger Modell der Paartherapie